Fracking – Gefahren und Risiken

Bohrung und Fracturing
Potentielle Kontaminationspfade entstehen bereits beim Bohren und dem Ausbau der Bohrung. Hier mal ein Beispiel, wie eine andere Bohrung (hatte nichts mit Fracking zu tun) erhebliche Schäden verursachte: http://de.wikipedia.org/wiki/Hebungsrisse_in_Staufen_im_Breisgau
In Deutschland werden Bohrungen in den zur Trinkwassergewinnung geeigneten Grundwasserleitern mit einer zementierten Hinterfüllung versehen und zusätzlich noch durch ein gerammtes Standrohr abgedichtet. Allerdings besteht durch den beim Fracking aufgebrachten hohen Druck das sehr erhebliche Risiko, dass diese Hinterfüllung dem Druck nicht standhält. In einem solchen Fall ist eine Verbindung unterschiedlicher Grundwasserleiter wahrscheinlich. Außerdem entweichen dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das mit Chemikalien vermischte Fracking-Wasser, das hochmineralisierte Lagerstättenwasser und schließlich auch Erdgas und dringen in das Grundwasser ein.

Gibt es am Bohrort bereits bestehende Bohrungen, beispielsweise nicht vollständig niedergebrachte Bohrungen, alte oder aufgegebene Bohrungen, so erhöhen diese das Risiko einer Verunreinigung von oberflächennahem Grundwasser, Heilquellen und Thermalwässern durch Fracturing-Fluide, Lagerstättenwasser und Erdgas.

Beim Fracking wird das Gestein in der Lagerstätte absichtlich aufgebrochen. Geplant und genehmigt wird grundsätzlich nur die Erzeugung künstlicher Risse innerhalb der Lagerstätte. Die typische Ausdehnung beträgt typischerweise horizontal wenige hundert Meter und vertikal noch wesentlich weniger. Allerdings ist dabei kaum kontrollierbar, dass weiterführende Risse über die Zielformation hinaus entstehen. Aufgrund des hohen Gebirgsdrucks und der Rücknahme des beim Fracking erzeugten Drucks ist außerdem eine Verbindung natürlicher Kluft- und Risssysteme mit den künstlich erzeugten Rissen möglich, selbst dann wenn die tatsächliche Rissbildung in der Lagerstätte dem geplanten Frack-Verlauf entspricht. Eine erhebliche Gefahr einer signifikanten Grundwasserbeeinträchtigung kann selbst durch die Berücksichtigung bestehender Kluftsysteme und Wegsamkeiten sowie ein ständiges Monitoring der Rissbildung während des Frack-Vorgangs nicht ausgeschlossen werden.

Tyndall hat für die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten auf der Basis der in den USA aufgetretenen Schadensfälle wissenschaftlich bewiesen, dass die häufigste Ursache von Grundwasserverunreinigungen auf menschliches Versagen, insbesondere Konstruktions- und Betriebsfehler sind. In zahlreichen detailliert untersuchten Fällen wurden aus technischen Gründen Grund- und Oberflächengewässer durch Salzwasser, nicht identifizierte Chemikalien, ausströmendes Gas und Kohlenwasserstoffe wie Benzol und Toluol verunreinigt. Es wird  in diesem Zusammenhang zwar gerne darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Vorgaben und die Genehmigungspraxis für die Gasgewinnung aus unkonventionellen Lagerstätten in den USA bei weitem nicht das in Deutschland bestehende Niveau erreichen. Ein Risiko kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, wobei statistisch die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen mit der Anzahl und Dauer der Bohrungen steigt. Und bei einer Erschließung der mitteleuropäischen Vorkommen sprechen wir über eine sehr große Anzahl von Bohrungen.

Die Entsorgung des Frack- und Lagerstättenwassers

Nach dem Frackvorgang wird der hydraulische Druck auf die erdgasführenden Gesteinsschichten zurück genommen. Ein eingebrachtes Stützmittel sorgt dafür, dass sich die künstlich erzeugten Risse nicht wieder schließen. Die beigemischten Biozide sollen einen mikrobiologischen Bewuchs in den Rissen und der Bohrung selbst verhindern. Mit der Druckentspannung weichen zwischen 20 Prozent und 80 Prozent der Frackflüssigkeit zurück, bzw. werden zusammen mit Lagerstättenwasser zu Tage gefördert (Flowback). Neben den zuvor eingebrachten Additiven der Frackflüssigkeit selbst, kann das zurückweichende und an die Oberfläche geförderte Gemisch zusätzliche Stoffe enthalten. Dabei handelt es sich einerseits um Reaktionsprodukte, die sich aus den Additiven während des Frackprozesses gebildet haben können sowie andererseits um organische Substanzen aus der Lagerstätte wie Toluol und Benzol sowie mobilisierte Lösungsprodukte aus der Lagerstätte (Lagerstättenwasser).

Lagerstättenwasser ist bei Schiefergaslagerstätten zum geringeren Teil das in der jeweiligen Formation frei zirkulierendes Wasser. Mengenmäßig überwiegt dem gegenüber das Porenhaftwasser, das über geologische Zeiten hinweg keinen Kontakt mit der Atmosphäre hatte. Hohe Drücke und Temperaturen der tiefen Lagerstätten führen dazu, dass diese Lagerstättenwässer hochmineralisiert und möglicherweise radioaktiv sind. Sämtliches Lagerstättenwasser ist daher als wassergefährdender Stoff zu betrachten und auch entsprechend zu behandeln. Natürlich vorkommende radioaktive Substanzen können im Lagerstättenwasser (z.B. Radium 226 und Radium 228) und im Erdgas (Radon) auftreten. Die radioaktiven Rückstände der Erdöl- und Erdgasindustrie in Form von Schlämmen und Ablagerungen sind in Deutschland entsprechend der Vorgaben der Strahlenschutzverordnung (§§98 ff StrlSchV) behördlich zu überwachen. Sie sind als ganz besonders riskant einzustufen.

Das Flowback ist aus wasserwirtschaftlicher Sicht sehr problematisch. Insbesondere im Hinblick auf dessen Toxizität und Radioaktivität, ist zu prüfen, in wie weit die Entsorgung umweltverträglich durchgeführt werden kann. Gegenwärtige Praxis ist, das an die Oberfläche geförderte Frack- und Lagerstättenwasser nach einer Zwischenbehandlung in sogenannten Versenkbohrungen / Disposalbohrungen (vorrangig ehemalige Lagerstätten) oder anderen unterirdischen Gesteinsformationen in großer Tiefe (bis mehrere 1.000 m) zu verpressen. Dabei ist jedoch äußerst fraglich, ob eine abschließende Beurteilung der Eignung dieser Gesteinsformationen für die Lagerung des mit Additiven versetzten Lagerstättenwassers überhaupt möglich ist. Außerdem ist seitens der Industrie bis heute nicht nachgewiesen, ob und welche Stoffe vor der Lagerung wiedergewonnen werden können und sollen. Eine Entsorgung des Lagerstättenwassers über den Abwasserpfad in Oberflächengewässer wird in Deutschland nicht praktiziert. Dies wäre nur unter erheblichen Reinigungsaufwendungen in Industriekläranlagen überhaupt denkbar und würde die Oberflächengewässer erheblich belasten. Kommunale Kläranlagen sind für diese hochmineralisierten Abwässer absolut nicht ausgelegt.

Über diese direkten Risiken hinaus ist auf den erheblichen Flächenverbrauch, die Lärmemmission und auf die erheblichen Auswirkungen auf die Natur hinzuweisen.

Ich hoffe, ich konnte die Risiken des Fracking für jeden verständlich beschreiben, ohne dabei auf Links zurückgreifen zu müssen, denen erfahrungsgemäß nur ungern gefolgt wird. Der obige Text stellt die aktuelle Lehrmeinung dar, die sich allerdings auch mit meiner persönlichen Meinung deckt.
Und wer von mir dazu noch eine abschließende Wertung haben möchte:

Fracking ist bereits in dünn besiedelten Gebieten sehr risikoreich. Es wäre im dicht besiedelten Mitteleuropa eine einzige Katastrophe.

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Ich bin politisch engagiert, aber parteilos. Mit meinen Beiträgen möchte ich inspirieren - vor allem, aber nicht nur in Frankfurt am Main. Ich bin Vorsitzender der Bürgerinitiative Demokratie Direkt und Herausgeber des Video-Blogs meinFrankfurt (auf YouTube und Facebook).

2 Antworten zu “Fracking – Gefahren und Risiken”

  1. Otmar Dippel sagt :

    225. Sitzung des deutschen Bundestages vom 28. Februar 2013, Stellungnahme gem. Art 23 (3) GG i. V. m. des Gesetzes § 9 Absatz 4 über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und deutschem Bundestag in Angelegenheiten der EU.

    Wasser ist Menschenrecht – Privatisierung verhindern.

    299 Abgeordnete stimmten dagegen, 122 stimmten dafür, 124 Enthaltungen, (denen war wohl das Wasser egal), 75 nicht abgegebene Stimmen.

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  1. AfD: Gegen Fracking | incitat - Juni 5, 2014

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